Chronische Blasenentzündung: Was tun bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten?

Wenn Harnwegsinfekte immer wieder auftreten, spricht man von einer chronischen Blasenentzündung. Hier findest du Infos zu Ursachen, Symptomen und Behandlung.

Definition: Wann spricht man von einer chronischen Blasenentzündung?

In der medizinischen Fachsprache werden häufige Blasenentzündungen als rezidivierende, also wiederkehrende, Harnwegsinfekte (HWI) bezeichnet. Und zwar dann, wenn die Blasenentzündung während eines Zeitraums von sechs Monaten mindestens zweimal bzw. innerhalb von 12 Monaten mindestens dreimal aufgetreten ist.

Typische Anzeichen: Wie erkennt man eine chronische Blasenentzündung?

Die Symptome einer wiederkehrenden Harnwegsinfektion sind die gleichen wie bei einer akuten Blasenentzündung:
  • Brennende oder krampfartige Schmerzen beim Wasserlassen
  • Häufiger oder andauernder Harndrang, dabei werden jedoch nur geringe Mengen an Urin abgegeben
Weitere Anzeichen können eventuell ein trüber oder unangenehm riechender Urin, verstärkter nächtlicher Harndrang oder Blut im Urin sein.

Ursachen und Risikofaktoren: Warum habe ich so oft Blasenentzündung?

Harnwegsinfektionen werden in erster Linie durch einen bakteriellen Befall verursacht, in den meisten Fällen handelt es sich um E. coli Bakterien. Begünstigt wird die Besiedelung der Harnblase mit den krankheitserregenden Keimen durch zwei Faktoren der weiblichen Anatomie: Die kurze Harnröhre sowie die geringe Distanz zwischen Anus und Vagina. Zu den häufigsten Risikofaktoren für wiederkehrende Blasenentzündungen zählen
  • häufiger Geschlechtsverkehr, vor allem mit wechselnden Sexualpartnern
  • falsche oder übertriebene Intimhygiene
  • die Verwendung bestimmter Verhütungsmittel wie z.B. Diaphragma und Spirale
  • geschwächtes Immunsystem
  • Stoffwechselstörungen wie z.B. Diabetes und Gicht oder anatomische Veränderungen, die den Harnabfluss beeinflussen

Behandlung: Was kann man tun bei ständiger Blasenentzündung?

Bei wiederkehrenden Blasenentzündungen sollte man nicht auf Hausmittel oder rezeptfreie Medikamente vertrauen, sondern sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben.

Langzeit-Antibiotikum?

Die Gabe eines Langzeit-Antibiotikums ist in den meisten Fällen nicht angezeigt, da Antibiotika keinen dauerhaften Schutz vor Krankheitserregern aufbauen und das körpereigene Abwehrsystem zusätzlich schwächen können. Unter Umständen kann eine postkoitale Therapie in Frage kommen, bei der die betroffene Frau nach dem Geschlechtsverkehr präventiv eine antibiotische Einmaldosis einnimmt.

Ja oder nein?

Prophylaxe: Wie kann man wiederkehrenden Harnwegsinfektion vorbeugen?

Folgende Maßnahmen gelten als wirksam, damit es erst gar nicht zu einer erneuten Blasenentzündung kommt:
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Täglich 1,5 bis 2 Liter Wasser und/oder ungesüßte Früchte- und Kräutertees.
  • Regelmäßiges Wasserlassen, auch nach dem Geschlechtsverkehr
  • Angemessene Intimhygiene: Regelmäßige Reinigung möglichst nur mit warmem Wasser. Intimlotionen und scharfe Seifen können die Schleimhaut reizen, was ein Eindringen von Bakterien begünstigt.
Tipps und Tricks

Oft wird zur Einnahme von Cranberry- und Moosbeerenprodukten geraten, auch Probiotika werden als vorbeugend empfohlen. Die Wirksamkeit dieser Mittel konnte bislang jedoch in keiner Studie nachgewiesen werden.

Chronische Blasenentzündung ohne Bakterien

Längerfristige typische Beschwerden einer Blasenentzündung können auch ohne den Nachweis von Bakterien oder Viren auftreten. In diesem Fall wird der behandelnde Arzt differentialdiagnostisch andere Krankheiten ausschließen. Eine mögliche Ursache des häufigen Harndrangs und brennender Schmerzen beim Wasserlassen kann eine interstitielle Zystitis sein. Dabei handelt es sich um eine nicht-infektiöse chronische Blasenerkrankung, bei der aus bislang noch unbekannten Gründen die Schutzschicht der Harnblasenwand geschädigt ist. Dadurch können Bestandteile des reizenden Urins in tiefere Schichten der Blasenwand eindringen und entzündliche Reaktionen hervorrufen. Da die Erkrankung schwer zu diagnostizieren ist, bleibt sie häufig über einen längeren Zeitraum unerkannt.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: Brennen beim Wasserlassen. S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektionen. Unter: https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/053-001_Brennen%20beim%20Wasserlassen/053-001l_Brennen%20Wasserlassen_Langversion_29-08-18.pdf (letzter Zugriff: Juni 2021)
  • David Schreiner: Rezidivierende Harnwegsinfekte, in Gynäkologie 03/2016
  • Journal für Urologie und Urogynäkologie: Rezidivierende Harnwegsinfekte: Abklärung und Prophylaxe. Unter: https://www.kup.at/kup/pdf/13299.pdf (letzter Zugriff: Juni 2021)
  • Winfried Vahlensieck et. Al.: Rezidivierende Harnwegsinfektionen: Wie vermeiden und behandeln? In: Deutsches Ärzteblatt. Unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/171807/Rezidivierende-Harnwegsinfektionen-Wie-vermeiden-und-behandeln (letzter Zugriff: Juni 2021)
  • Gloria Ryu, Gabriel Schär: Rezidivierende Harnwegsinfektionen. Unter: https://www.ksa.ch/sites/default/files/cms/urogynaekologie/docs/artikel-hwi-urogynaekologie-frauenklinik-ksa.pdf (letzter Zugriff: Juni 2021)
  • Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V.: Chronischer Blasenschmerz. Interstitielle Zystitis. Unter: https://www.infobroschueren.de/uploads/BGV_Blasenschmerz_2018.pdf (letzter Zugriff: Juni 2021)
  • Deutsche Gesellschaft für Urologie: S2K-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Interstitiellen Cystitis. Unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-050l_S2k_Diagnostik_Therapie_Interstitielle_Cystitis_2018-10.pdf (letzter Zugriff: Juni 2021)