Meinem Sohn galt die größte Sorge
Im Mai 2010 erhielt ich mit 41 Jahren auf Grund einer genetischen Disposition die Diagnose Brustkrebs. Mein Sohn, der mit einer schweren Mehrfachbehinderung geboren wurde, war damals gerade 13 Jahre alt. Mit der Diagnose und der Angst um mein Überleben, galt meine größte Sorge meinem Sohn. Denn was wird aus ihm, sollte ich viel zu jung an der Erkrankung sterben?In den ersten Tagen mit der Brustkrebsdiagnose entwickelte ich erste Überlegungen, die meinem Sohn und mir dabei helfen sollten, die anstehenden Therapien - neoadjuvante Chemotherapie, Operationen, Bestrahlungen und eine Antihormontherapie über sieben Jahre - bestmöglich zu bewältigen. Das war in unserem Fall zwingend erforderlich, da ich meinen Sohn allein erziehe.
Mir war bewusst, dass wir Unterstützung benötigen werden, damit wir unseren Alltag aktiv und selbstbestimmt fortsetzen konnten. Zudem benötigte ich freie Zeitfenster, um sowohl Arzt- und Kliniktermine, aber auch bürokratische Wege bewältigen zu können. Wer könnte die Betreuung für meinen Sohn übernehmen, wenn ich beispielsweise durch eine Operation in die Klinik musste oder mich deren Folgen einschränken sollten?
Ich habe noch einen Einfluss auf mein Leben!
Dies waren dringende Sorgen, die ich zu meiner Beruhigung geklärt wissen wollte. Zudem minderte das Pläne schmieden das Gefühl, der Erkrankung hilflos ausgeliefert zu sein und dass ich unsere Geschicke zumindest ein klein wenig lenken konnte.
Dazu suchte ich beispielsweise offene Gespräche mit der Schule meines Sohnes, aber auch mit Behörden und Vereinen aus dem Bereich der Behindertenhilfe und glich meine Therapien an denen meines Sohnes an. Mein offener Umgang im Gespräch mit Wegbegleitern schenkte meinem Sohn und mir ein wichtiges Netz, in das wir uns fallen lassen konnten.
Während meiner Behandlungen nahm ich mir das Recht heraus, autonome Entscheidungen zu treffen und so manche ärztliche Aussage in Frage zu stellen - vermutlich rettete mir mein kritischer Blick, mein Leben. Es war mir als Patientin wichtig, alle anfallenden Behandlungsoptionen und die Erkrankung besser zu verstehen. Dies war mitunter ein Grund, dass ich während meiner Behandlung mein Brustzentrum und einen großen Teil meines Ärzteteams wechselte.
