So gut wie jeder Mensch durchläuft in seinem Leben eine Phase der Einsamkeit. Oft handelt es sich nicht nur um eine Phase, sondern ein andauerndes Gefühl. Doch wie genau zeigt sich Einsamkeit und noch viel wichtiger, wie kann ich Einsamkeit überwinden?
Wie erkenne ich Einsamkeit?
Einsamkeit ist eine seelische Belastung, die sich mit der Zeit aber auch körperlich bemerkbar macht. Denn das Gefühl der Einsamkeit begleitet dich, egal wohin du gehst. Als als würde alles um dich herum stattfinden - ohne, dass du ein Teil davon bist. Es fällt dir schwer, Anschluss zu finden. Auch ein innerer Monolog mit Fragen wie „Wer will schon, dass ich dabei bin?“ oder „Warum sind alle glücklich, außer mir?“ deuten darauf, dass du dich einsam fühlst.
Dazu kommen andere starke Emotionen: Du machst dir Vorwürfe, fühlst dich ausgegrenzt und minderwertig. Einsamkeit überwinden scheint noch fern. Aber zu erkennen, dass man sich einsam fühlt ist der erste Schritt.
Was ist der Unterschied zwischen einsam und allein sein?
Die Worte „allein“ und „einsam“ werden gerne als Synonym füreinander eingesetzt, das ist aber meist falsch. Alleinsein ist ein Zustand. Du kannst alleine ins Kino gehen, ohne dich dabei einsam zu fühlen. Für Außenstehende ist es sichtbar, dass du alleine bist, Einsamkeit hingegen ist ein inneres Gefühl, das der Betroffene für sich behält. Viele Menschen wollen Alleinsein und es macht sie sogar glücklich. Einsamkeit hingegen ist ein bedrückendes Gefühl und mit Trauer verbunden.
Doch was ist, wenn alles wie immer ist und ich mich trotzdem einsam fühle? Das ist natürlich noch belastender: Es bildet sich ein großes Fragezeichen im Kopf, gefolgt von der Frage: „Alles läuft klasse, also wieso fühle ich mich so einsam?“
Einsamkeit muss nicht zwingend mit einer anderen Person zu tun haben. Eine innere Unverbundenheit zu allem und jedem kann ebenfalls Einsamkeit hervorrufen. Die Gründe können tiefer liegen (z.B. häusliche Gewalt, Mobbing, …) und müssen nicht unbedingt etwas mit der Gegenwart zu tun haben. Denn nur weil Wunden alt sind, heißt es nicht, dass sie geheilt wurden. Deshalb können auch Menschen, mit guten sozialen Beziehungen sich sehr einsam fühlen.
Einsamkeit in jeder Lebensphase - Wer ist von Einsamkeit betroffen?
Wer denkt, dass nur alte Menschen von Einsamkeit betroffen sind, irrt sich. Eine
Umfrage von Statista zeigt, dass 23 Prozent der 18 bis 29-jährigen sich ständig und 36 Prozent sich manchmal einsam fühlen. Bei den 60 bis 69-jährigen hingegen, fühlen sich nur 11 Prozent häufig und 22 Prozent manchmal einsam. Einsamkeit ist also in jeder Altersgruppe und in jeder sozialen Schicht vertreten.
Das größte Paradox der heutigen Zeit ist wohl, dass sich immer mehr junge Menschen einsam fühlen und das, obwohl es viel mehr Möglichkeiten gibt, Menschen kennenzulernen.
Einsamkeit als Krankheit - Psychische und Physische Folgen
Was als Gefühl beginnt, kann in einer Krankheit enden. Deshalb Einsamkeit unbedingt zu sein ernst zu nehmen. Forscher berichten im Fachblatt „PLOS ONE“ , dass Alleinlebende 1,5- bis 2,5-mal eher an einer psychischen Erkrankung leiden, als andere Menschen. Dazu gehören
Depressionen und Angststörungen. Die Studie betonte, dass alle Altersgruppen und Geschlechter betroffen sind. Als Folge können unter anderem Müdigkeit und Schlafstörungen auftreten. Die Belastung kann sogar Suizidgedanken hervorrufen.
Auch körperliche Folgen treten bei starker Einsamkeit auf. Eine britische Studie, untersuchte Daten einer halben Millionen Briten. Die Analyse zeigte, dass die Menschen, die sich einsam fühlten, häufiger einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten und sogar früher starben.
Einsamkeit überwinden
Einsamkeit kann wie ein Raum ohne Tür wirken. Doch auch wenn es auf dem ersten Blick keine Tür gibt, musst du nicht in diesem Raum bleiben. Es ist zwar, unklar wie Einsamkeit “gemessen” werden kann - trotzdem gibt es Tipps, die dir helfen können, deine Einsamkeit zu überwinden.
#1 Erinnere dich daran, wer du bist
Wenn du einsam bist und in diesem Loch feststeckst, siehst du nichts mehr außer Leere und Dunkelheit. Du siehst nicht mal mehr dich selbst. Dabei bist du jemand und tief im Inneren weißt du es auch. Erinnere dich daran, was dich ausmacht, was du besonders gut kannst und was dir Spaß macht. So kindisch es zu Beginn klingen mag, nimm einen Stift und ein Blatt und male ein Strichmännchen, dass dich verkörpern soll. Schreibe nun um das Männchen, deine besten und schlechtesten Eigenschaften auf. Das Gefühl der Einsamkeit spielt deinem Geist und deiner Selbstwahrnehmung gerne Streiche.
#2 Ein Date mit dir
Auch wenn Einsamkeit und Alleinsein nicht das gleiche sind, kannst du vom Alleinsein profitieren. Niemand will mit dir den neuen Kinofilm ansehen? Dann geh alleine ins Kino und zelebriere den Moment. Pflege die Freundschaft zu dir selbst. Du wirst danach voller Selbstbewusstsein und Stärke hervortreten. Vor allem aber hast du etwas gutes nur für dich getan.
#3 Du bist nicht alleine
Wenn du allein in deinem Zimmer sitzt und durch die sozialen Medien klickst, wirkt es, als hätte jeder die beste Zeit seines Lebens. Versuche die sozialen Medien wie einen Schönheitswettbewerb zu sehen: Jeder will der Außenwelt nur die beste Seite von sich zeigen. Vergleich dich nicht mit einer Scheinwelt. Im Gegenteil: Das was du fühlst ist real und andere Menschen fühlen das gleiche. Führe dir vor Augen, dass du nicht alleine mit der Einsamkeit bist.
#4 Gemeinsam einsam
Ist dir aufgefallen, dass in dem Wort „Gemeinsam“ ironischerweise das Wort „einsam“ steckt? Der Punkt knüpft an den vorherigen an. Du bist nicht allein mit diesem Gefühl. Vertrau dich jemanden an. Beschreibe, wie du dich fühlst und sprich mit verschiedenen Leuten über deine Einsamkeit. Du wirst auf Unverständnis, Empathie und Gleichgesinnte treffen. Je mehr du über dein Problem sprichst, desto mehr Perspektiven kannst du aufgreifen, die dir Klarheit beschaffen werden.